Lytle Michael John Tabula IM

ETFWorld Interviews: Michael John Lytle CEO Tabula IM

ETFWorld: 2020 war aus vielen Gründen ein schwieriges Jahr, doch oft bringen diese Situationen auch Chancen mit sich…

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02. Februar 2021  ETFWorld – All rights reserved


ETFWorld: 2020 war aus vielen Gründen ein schwieriges Jahr, doch oft bringen diese Situationen auch Chancen mit sich. Können Sie uns sagen, was 2020 die positiven Gesichtspunkte waren und warum?

Michael John Lytle : Zu den positiven Aspekten des Jahres 2020 gehören meiner Meinung nach eine Änderung in der Art und Weise, wie wir generell arbeiten und kommunizieren, sowie eine Stärkung des Marktes für Renten-ETFs.

Das vergangene Jahr hat gezeigt, wie schnell sich die Menschen anpassen können, wenn es sein muss. In der Vermögensverwaltung war es praktisch über Nacht möglich, von zu Hause aus zu arbeiten. Hierbei half die schnelle Einführung neuer Technologien, die es in vielen Fällen ermöglichte, auf ganz andere Weise mit Kunden in Kontakt zu treten. Die Corona-Krise hat gezwungen, effizienter zu kommunizieren, was nachhaltig eine positive Wirkung entfaltet hat.

Viele Meetings finden virtuell statt, was auch in Zukunft die Schwelle höher legen wird, ob man sich persönlich treffen wird. Früher hätte es sein können, dass Meetings wochenlang aufgeschoben wurden, bis sich alle Beteiligten persönlich treffen können. Heutzutage können zahlreiche Prozesse, beispielsweise Due-Diligence, deutlich beschleunigt vorangetrieben werden. Im Bereich der Kundenbetreuung fallen wohl auch in Zukunft einige Reisetage weg, da einige Dinge nicht mehr zwingend persönlich geklärt werden müssen, ein telefonischer oder virtueller Austausch wird gemeinhin akzeptiert. Dies kann Mitarbeiter im Vertrieb effizienter werden lassen. Gerade bei Dienstreisen, die üblicherweise mit dem Flieger getätigt wurden, hat dies auch positive Auswirkungen auf den CO2-Ausstoß. Wir bei Tabula sind der Meinung, dass persönliche Treffen weiterhin wichtig für den Aufbau von Beziehungen sind. Jedoch wenn man erst einmal eine starke Beziehung zu einem Kunden aufgebaut hat, kann der Aufwand, der mit persönlichen Treffen oftmals einhergeht, dank gemeinhin akzeptierter anderer Austauschformen reduziert werden.

Für den ETF-Markt war der März 2020 ein Härtetest im Rentenbereich, der erfolgreich bestanden wurde. Renten-ETFs sind während der COVID-Krise nicht untergegangen oder implodiert. Es war Kunden immer noch möglich, breit diversifiziert Engagements ab- oder auch aufzubauen. Dies kann sich auf die Handelbarkeit der zugrunde liegenden Anleihen auswirken. Insbesondere werden die zugrundeliegenden Anleihen von Renten-ETFs zu einem außerbilanziellen Pool, der den Market Makern bei Bedarf zur Verfügung steht. Diese Bestände sind transparent und täglich zugänglich. Dank des eingespielten Prozesses bei physisch replizierenden ETFs, bei dem Körbe an Anleihen gegen Anteile des ETFs getauscht werden („creation / redemption process“), können Market Maker leicht auf die vom Fonds gehaltenen Anleihen zugreifen. Gerade in Zeiten von Marktstress wird den Market Makern damit erleichtert, akzeptable Preise für eine Vielzahl von Instrumenten zu stellen und dabei keine großen Marktrisiken in die eigenen Bücher nehmen zu müssen.

ETFWorld: Welche Themen sehen Sie im Laufe des Jahres entwickeln und warum?

Michael John Lytle : Es gibt im Jahr 2021 einige zentrale Themen, die alle Investoren betreffen. Zum einen geht es darum, ob 2021 tatsächlich eine Rückkehr zum Wachstum und eine kräftige Erholung von der Rezession des Jahres 2020 mit sich bringen wird. Zum anderen ist eine wichtige Frage, welche Sektoren profitieren und welche weiterhin unter Druck bleiben werden. Es ist klar, dass die Entwicklungen der einzelnen  Bereiche im Jahr 2021 stark divergieren werden. Da die Anleger über diese Fragen an den Märkten streiten werden, dürfte sich die Volatilität im Verlauf des Jahres sehr unterschiedlich gestalten.

Ebenfalls ein wichtiges Thema ist ESG: Man kann sicherlich behaupten, dass das Jahr 2020 ein Wendepunkt für den Fokus der Investoren in Bezug auf Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungs-Themen war, mit einem besonderen Schwerpunkt auf den Bereich Klima. Es hat den Anschein, dass diese Themen von „etwas, auf das man sich konzentriert, wenn man Zeit hat“ zu einem wichtigen Element aller Anlageentscheidungen geworden sind.

Nicht zuletzt beschleunigte sich die anhaltende Verlagerung zu indexbasierten Anlageformen, gerade auch im Rentenbereich. Es gibt nach wie vor wesentlich mehr Gelder, die von aktiven Fondsmanagern verwaltet werden als in indexbasierten Strategien. Dies sollte den Trend begünstigen, dass indexbasierte Strategien weiter rege Mittelzuflüsse verzeichnen sollten. Das Ausmaß dieses Trends scheint im Rentenbereich wesentlich größer zu sein als bei Aktien. Indexbasierte Rentenstrategien könnten am Ende doppelt so schnell wachsen wie bei Aktien. Gleichzeitig sollte die Kombination von ESG und indexbasierten Geldanlageformen weiter auf eine steigende Nachfrage treffen.

ETFWorld : „ESG“ ist mittlerweile ein gängiger Begriff. In der Praxis nehmen eine zunehmende Anzahl von
Geldanlageformen diese Anforderungen an und wollen sie erfüllen. Abgesehen von der Beliebtheit
des Begriffs: Gibt es einen Mehrwert für Investoren und was sind die Gründe dafür?

Michael John Lytle : Es gibt inzwischen deutlich mehr Anbieter von ESG-Daten. Unternehmen wie MSCI, Sustainalytics und ISS machen es möglich, die ESG-Eigenschaften eines Unternehmens auf die gleiche Art und Weise zu bewerten, wie Anleger seit Jahrzehnten bereits Unternehmensbilanzen analysieren oder auf Kreditratings zurückgreifen können. ESG-Eigenschaften werden wahrscheinlich genauso ein Teil der Finanzanalyse werden wie Umsatz, Nettoeinkommen und EBIDTA, aber mit einem zunehmenden Verständnis dafür, welche Faktoren den größten Einfluss auf die langfristige Wertentwicklung von Unternehmen haben. Wir sind der Meinung, dass spezifische Anlagemöglichkeiten, die auf bestimmte Zwecke hin ausgerichtet sind, sprich sogenanntes „impact investing“, großes Wachstumspotential haben. Im Umweltbereich spielen Benchmarks einen zunehmend wichtigere Rolle dabei Investoren helfen zu können, die Pariser Klimaziele zu erreichen. Geldanlagen, die regelbasiert auf dieses Ziel hinarbeiten, sollten sich großer Nachfrage erfreuen. Dadurch wird es Investoren erleichtert, den Wandel hin zu deutlich nachhaltigerem Wirtschaften zu begleiten.

ETFWorld : Was erwarten Sie im Jahr 2021 vom Gesamtmarkt? Was sind Ihre Ziele und wie wollen Sie diese erreichen?

Michael John Lytle : Der Trend zur nachhaltigen Geldanlage wird wahrscheinlich dazu führen, dass ESG-Anforderungen in alle wichtigen Finanzmarktprodukte integriert werden. Damit einhergehend sollte das Angebot an Fonds in diesem Bereich nochmals signifikant zunehmen. Der Bereich ESG dürfte sich in verschiedene Teil-Bereiche aufspalten: Klima, Energie, natürliche Ressourcen, soziale Verantwortung, Gesundheitswesen. Wir sehen sogar das Potential, dass sich diese Anlageformen zu Kernbausteinen bei der Portfoliokonstruktion entwickeln werden.

Die vor kurzem eingeführten EU-Klima-Benchmark-Indizes sind ein konkretes Beispiel dafür, wohin die Reise auch für Anleger gehen soll. Inmitten einer Vielzahl von ESG-Produkten und -Ratings hat die EU nämlich Kriterien zu zwei neue Arten von Benchmarks festgelegt. Diese sollten Investoren dabei helfen, ihre Portfolien auf das 1,5°C-Ziel des Pariser Klimaabkommens auszurichten und gleichzeitig „Greenwashing” zu verhindern. Dennoch beschränken sich diese Benchmarks nicht nur  auf das Thema Klima. Wichtig ist, dass sie auch ein breiteres ESG-Screening beinhalten, einschließlich globaler Normen wie dem UN Global Compact (UNGC), und somit eine klare Richtung für indexbasierte Anlageformen vorgeben.

Im Jahr 2021 wird Tabula weiterhin Innovationen im Bereich der Fixed Income anbieten, um institutionellen Anlegern zu helfen, verstärkt einen besseren Überblick über die Chancen und Risiken zu erlangen. Unser jüngster ETF, der Tabula EUR IG Bond Paris-aligned Climate UCITS ETF, ist der erste Indexfonds überhaupt, der die Pariser Klimaziele berücksichtigt. Hier benötigen Investoren weitere Instrumente. Ähnlich verhält es sich bei unserem Tabula US Enhanced Inflation UCITS ETF, der Anlegern ein gleichzeitiges Engagement in realisierter und in erwarteter Inflation in einem Produkt bietet. Wir arbeiten daran, in den kommenden Monaten weitere einzigartige Fixed-IncomeProdukte auf den Markt zu bringen.

Quelle: ETFWorld.ch


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